Awareness-Konzept
Awareness-Konzept der Frühjahrstagung 2025 der DGfE-Sektion Medienpädagogik in Kooperation mit dem NED Netzwerk Erwachsenenpädagogische Digitalisierungsforschung an der Universität Rostock:
Die Subjekte der Medienpädagogik. Interdisziplinäre Grenzgänge zwischen Idealen, Kritikformen, Gegenständen und Praktiken
Auf Kongressen und Tagungen kommen unterschiedlichste Personen zusammen. Diese Vielfalt ist eine große Bereicherung für unsere Frühjahrstagung. Alle Personen sollen sich auf der Tagung wohl und sicher fühlen und sich gut beteiligen können. Dies klappt, wenn alle gemeinsam Verantwortung für ein positives Miteinander übernehmen.
Wir wünschen uns eine barriere- und diskriminierungsfreie Tagung und bitten Sie alle darum, gemeinsame Verantwortung zu übernehmen.
Mit unserem Awareness-Konzept wollen wir:
- erklären, was Awareness ist und was wir alle für mehr Awareness tun können,
- über Möglichkeiten der Beratung und Unterstützung bei Diskriminierung und Grenzüberschreitungen während der Tagung informieren,
- Bereitschaft signalisieren, auf Bedürfnisse einzugehen,
- Beitragende und Teilnehmende informieren, wie sie zu einem diskriminierungsfreien Raum beitragen können,
- Informationen über die Barrierefreiheit unserer Tagung bereitstellen.
Was bedeutet „Awareness“?
Der englische Begriff ‚Awareness‘ lässt sich mit Bewusstsein übersetzen. Im deutschsprachigen Raum steht der Begriff für eine Haltung und Praxis, die Diskriminierung und (sexualisierter) Gewalt entgegenwirkt und konsensbasiertes Handeln fördert. Im Rahmen von Veranstaltungen kann ein Raum für Identitätsfindung, Begegnung und Wissensaustausch entstehen. Diese Räume können dazu dienen, dass Menschen sich kennenlernen und sich ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt. Die Erwartungen an und das persönliche Erleben von Veranstaltungen können jedoch weit auseinandergehen. Wo die einen eine produktive Konferenz erleben, findet für andere vielleicht Ausgrenzung, verbale, strukturelle oder körperliche Gewalt statt.
Diskriminierung zeigt sich im direkten zwischenmenschlichen Verhalten und/oder durch strukturell verankerte Ungleichbehandlung. Nicht jede Diskriminierung passiert bewusst oder absichtlich. Kein Raum ist per se diskriminierungs- und gewaltfrei.
Häufig werden solche Erlebnisse nicht oder unzureichend thematisiert. Es kann von Veranstaltungsbetreibenden und Besucher:innen als unnötig empfunden werden, sich mit Diskriminierung und Gewalt beschäftigen zu müssen. Eine große Rolle kann auch die Angst spielen, nicht ernst genommen zu werden.
Für viele ist unklar, wer für derartige Anliegen verantwortlich ist und wie mit dem Problem umgegangen wird. Zusätzlich sind die Themen für Betroffene meist mit Schuld- und Schamgefühlen besetzt, was die Aufarbeitung deutlich erschwert. Der Mythos der Mitschuld von Betroffenen hält sich hartnäckig. Ihre Glaubwürdigkeit ist demnach daran gekoppelt, ob ihr Verhalten vor und nach der Tat sowie ihr allgemeiner Lebensstil den gesellschaftlichen Bildern eines ‚Opfers‘ entsprechen. Betroffene werden gefragt, welche Kleidung sie zum Tatzeitpunkt trugen, ob sie Substanzen konsumiert oder warum sie nicht direkt etwas unternommen haben. Es wird behauptet, sie hätten sich besser schützen müssen oder anders reagieren sollen. Selten richten sich Ideen zur Verhaltensänderung an gewaltausübende Personen. Während es bei ihnen strafmildernd wirkt, wenn sie zum Tatzeitpunkt nicht nüchtern waren, wird es bei Betroffenen oft gegenteilig gedeutet.
Facetten von Diskriminierung
Unsere Gesellschaft ist stark von Machtdynamiken geprägt, sodass die Abwertung aufgrund von (zugeschriebenen) Merkmalen für viele keine Seltenheit ist. Es kann offensichtlich sein, dass Benachteiligung wegen (vermeintlicher) Gruppenzugehörigkeit passiert. Sie kann aber auch unbewusst oder im Verborgenen stattfinden und nicht als Diskriminierung erkannt werden. Diskriminierung hat unterschiedliche Gesichter. Übergriffe zeigen sich in Form von verbaler, körperlicher, sexualisierter und psychischer Gewalt wie gemeinen Sprüchen, Beleidigungen, Belästigungen und Drohungen. Manchmal ist sie für Außenstehende kaum wahrnehmbar. Es können irritierende Blicke sein oder ein diffuses Gefühl, dass bestimmte Personengruppen ausgeschlossen werden oder nur eingeschränkten Zugang zu einem Ort oder bestimmten Ressourcen haben.
Die Folgen von Diskriminierung sind direkt spürbar. Betroffene Personen reagieren auf Situationen innerlich und äußerlich sehr unterschiedlich. Häufig bleibt ein Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit bestehen. Menschen können sich ausgeschlossen oder isoliert fühlen. Eventuell entsteht Wut, Aggression, Trauer, Enttäuschung oder Zynismus. Es kann zu körperlichen oder verbalen Auseinandersetzungen kommen. Bereits bestehende Traumatisierungen können getriggert werden. Wenn die Situation und involvierte Emotionen nicht aufgefangen werden, können neue Traumata entstehen. Verschiedene Unterdrückungsformen wie Rassismus, Klassismus und Sexismus überschneiden sich dabei und müssen zusammengedacht werden (Intersektionalität).
Awareness-Arbeit versucht, Aufklärung und Verständnis für verschiedene Lebensrealitäten zu schaffen, Machtungleichheiten auszugleichen, Betroffene zu schützen und (Re-)Traumatisierung vorzubeugen.
Zusammenhänge erkennen & handeln
Überall gibt es gesellschaftliche Ungleichheiten. Deswegen sind unser Denken und Handeln von diskriminierenden Mustern geprägt. Es kann sein, dass auch Menschen, die sich als offen und tolerant verstehen, diskriminieren oder Gewalt ausüben. Selbst, wenn es unbewusst oder aus Mangel an Information geschieht und sie es nicht wollen. Sobald eine Person in einem oder mehreren Punkten selbst der gesellschaftlichen Norm (scheinbar) entspricht, muss sie an dieser Stelle strukturelle Benachteiligung weniger befürchten und nimmt diese häufig nicht wahr. Dies kann als privilegiert bezeichnet werden.
Deshalb ist es wichtig, sich über verschiedene Diskriminierungsformen zu informieren und ihre Wirkungsweisen zu verstehen. Dies hilft dabei, das eigene Handeln in Bezug darauf zu erkennen und zu verändern. Für eine gute Awareness müssen wir das eigene Selbstbild hinterfragen. Wenn eine Person kein:e Rassist:in ist, kann sie dennoch rassistisch handeln. Auch in queeren oder queer-friendly Kreisen kommt Transfeindlichkeit vor. Selbst wenn eine Person einerseits von Diskriminierung betroffen ist, kann sie andererseits selbst diskriminieren. Manchmal tragen wir unbewusst dazu bei, diskriminierende Strukturen zu erhalten.
Vorkehrungen der Veranstalter:innen
Um eine barrierearme und diskriminierungsfreie Veranstaltung zu ermöglichen, haben wir einige Vorkehrungen getroffen, über die wir hier informieren wollen. Gleichzeitig muss jedoch betont werden, dass wir bei der Schaffung einer diskriminierungsfreien und möglichst barrierearmen Tagung auf Ihre Mithilfe angewiesen sind (siehe auch „Wie wollen wir auf der Tagung miteinander umgehen?“).
Vorkehrungen der Veranstalter:innen für eine möglichst barrierearme und diskriminierungsfreie Tagung:
Barrierefreie Anreise und Räumlichkeiten:
Unsere Tagung findet im Hauptgebäude der Universität Rostock statt. Das Gebäude ist baulich weitestgehend barrierefrei und alle Tagungsräume sind barrierefrei erreichbar. Auf der Webseite Anreise und Kontakt der Universität Rostock und auch auf der Tagungswebsite finden Sie Informationen über Anreisemöglichkeiten sowie Lage- und Gebäudepläne.
Im Tagungsbüro (Etage 2, siehe Raumplan auf der Tagungshomepage) helfen wir Ihnen gerne weiter.
Raumausstattung: In allen Vortragsräumen befinden sich rollstuhlgerechte Sitzgelegenheiten und der Raum für die Kinderbetreuung ist mit Teppich ausgestattet. Eine Übersicht zu den Räumlichkeiten ist dem Veranstaltungsprogramm entnehmen. Wir versuchen, ausreichende Lichtquellen bereitzustellen und auf genügend Platz zu achten, damit jede:r dem Tagungsprogramm entspannt folgen kann.
Moderation und technischer Support:
Für die Vorträge wird Personal (LOK und studentische Mitarbeiter:innen) für Moderation und technischen Support anwesend sein, um unseren Möglichkeiten entsprechend einen barrierefreien und störungsfreien Ablauf zu fördern. Der technische Support wird bereits kurz vor den jeweiligen Programmpunkten anwesend sein und kann Ihnen bei Bedarf beim Anschließen Ihrer Geräte helfen. Für den Fall, dass Geräte (Laptops, Kabel) für oder bei einem Vortrag ausfallen sollten, können wir einige Ersatzgeräte anbieten. Sprechen Sie uns bei Problemen und Unsicherheiten hinsichtlich des Ablaufs oder der Technik gerne an!
Tagungsbüro und Garderobe (2. Etage, siehe Raumplan):
Unser Tagungsbüro in der 2. Etage stellt die zentrale Anlaufstelle für alle Tagungsgäste und Beitragenden dar. Bitte melden Sie sich zu Anfang der Tagung im Tagungsbüro an. Dort erhalten Sie Namensschilder. Ihr Gepäck und Ihre Jacken können Sie an der Garderobe abgeben (ebenfalls in der 2. Etage). Der Raumplan sowie das Tagungsprogramm sind auf der Homepage verfügbar. Gleichzeitig dient das Tagungsbüro als Service- und Infopunkt: Sollten Sie Fragen haben, Unterstützung oder Hilfe benötigen, können Sie sich jederzeit an unser Personal im Tagungsbüro wenden, das zu den Tagungszeiten durchgehend besetzt ist. Die Mitarbeitenden helfen Ihnen dort jederzeit gern weiter.
Catering (2. Etage; Essensräume SR215 und Professorenzimmer):
In der zweiten Etage wird das Mittagsbuffet sowie die Verpflegung für die Pausen bereitgestellt und der Raum SR15 und das Professorenzimmer (die Räume links und rechts neben dem Catering) stehen uns als Esszimmer zur Verfügung. Zudem werden wir bei den Speisen auf eine angemessene Ausschilderung von Allergenen und Ernährungsformen (vegetarisch, vegan) achten und auch das Cateringpersonal ist bei Nachfragen ansprechbar.
Rückzugsraum sowie Still- und Wickelraum:
Der Raum SR 114 im 1. Stock des Hauptgebäudes steht unserer Tagung als Ruhe- und Rückzugsraum zur Verfügung. Er ist unter anderem mit Sitzmöglichkeiten und Tischen und Steckdosen ausgestattet. Der Raum kann als Ruhe- und Rückzugsraum für Einzelpersonen dienen oder für Gespräche in kleinen Gruppen genutzt werden. Der Sanitätsraum im Erdgeschoss des Hauptgebäudes kann auch als Wickelraum genutzt werden.
Kinderbetreuung (Raum SR 320):
Wir bieten in Absprache mit dem Service Elternzeit der Universität Rostock eine Kinderbetreuung für teilnehmende Eltern unserer Konferenz an. Für die Kinderbetreuung ist eine Anmeldung im Vorfeld der Tagung notwendig.
Barrierearme und diskriminierungsfreie Kommunikation:
Vor, während und nach der Tagung sind wir bemüht, auf eine barrierearme und diskriminierungsfreie Kommunikation zu achten. Leider können wir nicht ausschließen, dass uns oder anderen Akteur:innen auf der Tagung dabei Fehler unterlaufen. Dieses Awareness-Konzept soll uns Veranstalter:innen und allen weiteren Akteur:innen der Tagung als Motivation und Aufforderung dienen, zu einer barrierearmen und diskriminierungsfreien Tagung beizutragen.
Unterstützung im Umgang mit Diskriminierung:
Diskriminierung kann auf keiner Veranstaltung ausgeschlossen werden. Als Veranstalter:innen sehen wir uns in der Verantwortung, Vorfälle und Beschwerden (in Abstimmung mit den Betroffenen) den Gästen gegenüber klar zu kommunizieren und Konsequenzen daraus zu ziehen.
Bei Fragen zu Tagungsablauf und -organisation können Sie jederzeit unser Tagungsbüro aufsuchen, das zu den Tagungszeiten durchgehend besetzt ist. Die Mitarbeitenden helfen Ihnen dort jederzeit gern weiter. Als Unterstützung im Umgang mit Diskriminierungen können Sie das Tagungsteam jederzeit ansprechen und sicher sein, dass Ihr Anliegen vertrauensvoll und verantwortungsbewusst angehört und behandelt wird.
Wie wollen wir auf der Tagung miteinander umgehen?
Nur mit der Unterstützung aller Gäste, Beteiligten und Unterstützenden kann unsere Veranstaltung zu einem barrierearmen und diskriminierungsfreien Erlebnis werden. Zusätzlich zu den Maßnahmen, die wir als Veranstalter:innen vornehmen, hoffen wir, dass die nachfolgenden Tipps helfen, dass sich alle Personen auf der Tagung wohl und sicher fühlen und sich gut beteiligen können:
Tipps für einen sensiblen Umgang auf der Tagung
Selbstfürsorge und Achtsamkeit
Versuchen Sie sowohl mit Ihnen selbst als auch mit anderen rücksichtsvoll und verantwortungsbewusst umzugehen. Machen Sie sich Ihre eigenen Grenzen und Bedürfnisse bewusst und nehmen Sie Ihre Gefühle ernst. Sie können mit einer:einem guten Freund:in sprechen, wenn Sie sich nach einer Situation unwohl fühlen oder Sie Gefühle überwältigen. Holen Sie sich bei Bedarf Unterstützung bei unseren Ansprechpartner:innen. Sie können sich sicher sein, dass Ihr Anliegen vertrauensvoll und verantwortungsbewusst angehört und behandelt wird.
Sensible und geschlechtsbezogene Anrede
Nutzen Sie geschlechtsbezogene Anreden nur, wenn Sie wissen, wie die andere Person angesprochen werden möchte oder fragen Sie nach, wie eine Person angesprochen werden möchte. Respektieren Sie die Selbstbezeichnungen anderer. Um anderen kenntlich zu machen, wie Sie angesprochen werden wollen, können Sie gerne entsprechende Pronomen auf Ihrem Namensschild ergänzen (z. B. „sie / ihr“ für Frau, „er / sein“ für Herr).
Auf Sprache und Formulierungen achten
Bitte achten Sie auf eine rassismuskritische und diskriminierungssensible Sprache und gendern Sie.
Hinschauen und Hilfe holen
In Situationen in denen Sie unsicher sind, ob eine Person angegriffen wird oder sich unwohlfühlt, fragen Sie nach, ob die Situation für die betroffene Person gerade in Ordnung ist. Hören Sie, wenn möglich, der Person zu und schenken Sie ihr Vertrauen. Bereits das Gefühl, nicht allein zu sein, kann manchmal schon ausreichen, um die eigene Kraft wiederzufinden. Verweisen Sie bei Bedarf an unsere Ansprechpartner:innen und holen Sie rechtzeitig Hilfe.
Wenn Sie eine Grenze überschritten haben könnten
Wenn Ihnen jemand sagt, Sie hätten eine Grenze überschritten, diskutieren Sie nicht und versuchen Sie nicht, Ihr Verhalten zu erklären. Stoppen Sie die Handlung oder das Gespräch und versuchen Sie diese und andere Grenzen nicht wieder zu verletzen. Tauschen Sie sich gerne mit unseren Ansprechpartner:innen aus, falls Sie sich missverstanden fühlen oder wissen wollen, was Sie ändern können. Auch, wenn Sie unsicher sind, ob Sie eine Grenze überschritten haben, können Sie unsere Ansprechpartner:innen kontaktieren und um Rat fragen.
Quellen und Lizenzen:
Dieses Awareness-Konzept wurde in großen Teilen (zum Teil im Wortlaut angepasst) aus dem Awareness-Konzept dem Awareness-Konzept der Tagung der DGfE-Sektion Medienpädagogik 2022 in Bielefeld übernommen (CC BY-SA, Urheberinnen: Franziska Schaper, Melanie Wilde und Anna-Maria Kamin).
Das Konzept der Tagung 2022 wurde auf folgenden Quellen aufgebaut:
Quelle und Lizenz für das Awareness-Konzept 2022 wurden Auszüge der Broschüre „awareness – Umgang mit Diskriminierung & (sexualisierter) Gewalt bei Veranstaltungen“ (PDF, 2021, Lizenz: CC BY-SA 3.0) der Initiative Awareness e.V. verwendet: Textabschnitte aus der Broschüre wurden zusammengefasst, sprachlich leicht angepasst, um eigene Sätze und Formulierungen ergänzt und in den Abschnitten „Was bedeutet „Awareness“?“, „Facetten von Diskriminierung“ und „Zusammenhänge erkennen & handeln“ dieses Awareness-Konzepts eingefügt.